Kollagenosen Heidelberg
Diagnostik und Therapie bei entzündlichen Bindegewebserkrankungen
Kollagenosen sind entzündliche Bindegewebserkrankungen. Dabei handelt sich um Systemerkrankungen mit Beteiligung verschiedener Organe. Es gibt verschiedene Krankheitsformen (eines der typischen Kennzeichen der Erkrankung ist in Klammern aufgeführt):
- Systemischer Lupus erythematodes (Schmetterlingserythem)
- Sjögren-Syndrom (Sicca-Symptomatik = trockene Schleimhäute)
- Sklerodermie (fibrosierende Hautveränderungen)
- Dermatomyositis/Polymyositis (Muskelschmerzen)
Es gibt auch Mischbilder der verschiedenen Krankheitsformen; dann spricht man von einer Mischkollagenose, einem Overlap- oder auch Sharp-Syndrom.
Die Symptome der Kollagenosen sind vielfältig (eine vollständige Auflistung der Symptome ist in der Kürze nicht möglich). Neben Gelenk- und Muskelschmerzen können Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Gewichtsverlust oder auch neurologische Symptome und Haut-/Schleimhautveränderungen auf eine Kollagenose hinweisen. Es können innere Organe (Lunge, Niere, Herz, Leber) mitbeteiligt sein.
Da die Symptome so vielfältig sind und verschiedene Organe betroffen sein können, ist die Diagnostik umfangreich. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Facharztgruppen ist dabei unbedingt notwendig.
Anamnese, körperliche Diagnostik & Labordiagnostik
Die Anamnese (Erhebung der Krankeitsgeschichte) steht bei der rheumatologischen Vorstellung immer an erster Stelle und ist ungemein wichtig, da gelegentlich nur durch ein gezieltes Befragenvon Patient:innen entscheidende Hinweise auf die Erkrankung zu erfahren sind (z.B. Schluckstörung als möglicher Hinweis auf eine Sklerodermie).
Bei der Erstvorstellung in unserer Praxis erfolgt immer eine ausführliche körperliche Untersuchung. Neben den Gelenken und der Wirbelsäule wird die Lunge, das Herz, der Lymphknotenstatus, die Haut und Nägel untersucht sowie ein orientierender neurologischer Status erhoben. Es gibt typische Kennzeichen für verschiedene Kollagenose (z.B. „Madonnenfinger“ oder verdicktes und verkürztes Zungenbändchen bei der Sklerodermie, Fingerkuppenrhagaden oder „Mechanikerhände“ bei einer Myositis).
Die Labordiagnostik liefert uns wichtige Fakten. In Ergänzung zu den allgemeinen internistischen Laborwerten werden in unserem praxiseigenen Immunlabor spezielle Antikörper bestimmt. Die antinukleären Antikörper (ANA) können Marker für eine Kollagenose sein. Das Muster der ANA und die weitere Differenzierung kann auf einzelne Kollagenoseformen hinweisen (z.B. beim systemischen Lupus erythematodes: homogenes ANA-Muster und Doppelstrang-Antikörper).
Organscreening & Kapillarmikroskopie
Zur Abklärung inwieweit andere Organe mitbetroffen sind, wird eine Organdiagnostik veranlasst. Hier wird die notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit des Rheumatologen mit den verschiedenen Fachärzten deutlich.
Der Urin wird auf Hinweise für eine Nierenbeteiligung untersucht. Sollten sich Auffälligkeiten ergeben, werden Patient:innen zum Nephrologen überwiesen. Eine Herzbeteiligung wird beim Kardiologen u.a. mittels EKG und Echokardiographie (Herzultraschall) ausgeschlossen. Beim Lungenfacharzt erfolgt eine ausführliche Untersuchung inklusive Bestimmung der CO-Diffusionskapazität und gegebenenfalls eine weiterführende radiologische Diagnostik (z.B. Thorax-CT). Bei unklaren neurologischen Symptomen wird der Neurologe hinzugezogen, der eine spezifische Diagnostik (z.B. Elektromyographie, ggf. Muskel-MRT und Muskelbiopsie) initiiert. Zur Beurteilung von Hautauffälligkeiten ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Hautarzt notwendig, der gegebenenfalls eine Hautbiopsie macht. Zur Objektivierung der Sicca- (Trockenheits-) Symptomatik sollte eine Abklärung (Schirmertest, Bestimmung der break up-time) beim Augenarzt erfolgen.
Kapillarmikroskopie
Bei der Kapillarmikroskopie werden die kleinsten Blutgefäße am Nagelfalz mit Hilfe eines speziellen Mikroskops untersucht. Bei den verschiedenen Kollagenoseformen zeigen sich häufig typische Veränderungen bzw. Muster. Vor allem bei Patient:innen, die ein Raynaud-Syndrom (anfallsartige Blau-Weiß-Rot-Verfärbung der Finger) haben, kann die Kapillarmikroskopie eine hilfreiche, ergänzende Diagnostik sein.
Therapie von Kollagenosen
Es stehen viele Medikamente zur Therapie von Kollagenose zur Verfügung. Ziel ist eine Reduktion der krankheitsverursachenden entzündlichen Prozesse. Glukortikoide/Kortison führen zu einer schnellen Besserung. In Ergänzung kommen immunmodulierende Medikamente (Hydroxychloroquin) bzw. immunsupprimierende Medikamente (Azathioprin, Methotrexat, Leflunomid) zum Einsatz und bei schwereren Verläufen Mycophenolat und Cyclophosphamid zum Einsatz. Zudem stehen heutzutage verschiedene Biologika (u.a. Rituximab, Belimumab, Tocilizumab, Abatacept, Mepolizumab) zur Verfügung.
In der Hand des erfahrenen Rheumatologen sind diese Medikamente sicher. Vor Therapiebeginn werden die Patient:innen ausführlich über die Wirkung und eventuellen Nebenwirkungen des Medikaments aufgeklärt. Ein Informationsblatt – auch für die mitbehandelnde Hausarztpraxis – wird ausgehändigt.
Für eine umfangreiche Diagnostik und Therapie bei entzündlichen Bindegewebserkrankungen sind wir als Ihre Fachärzt:innen im Zentrum für Rheumatologie Heidelberg gerne für Sie da. Wir freuen uns auf Ihre Terminvereinbarung.